Ein Hotspot für den Rodelsport auf Naturbahn. Latsch in der Kulturregion Vinschgau

Die Südtiroler Kulturregion Vinschgau ist wohl am bekanntesten für die knackicken „Vinschger Äpfel“. Aber das Vinschgau, und hier im Speziellen die Ortschaft Latsch, ist auch ein echter „Hotspot“ für den Rennrodelsport auf Naturbahn. Auf der Rodelbahn „Gumpfrei“ konnte ich letztes Jahr den Junioren-Weltmeistertitel bei den Damen einfahren und wurde infolgedessen auch zur Steirischen Nachwuchssportlerin des Jahres 2016 gekürt!

von Michelle Diepold / Österreichischer Rodelverband – Kaderathletin im Naturbahnrodeln

Mitten im Vinschgau, im schönen Südtirol, liegt die kleine Marktgemeinde Latsch. Der 5000 Einwohner Ort besteht aus mehreren Gebieten die sich im Tal verteilen. Latsch bietet eine sehr vielfältige Landschaft. Im Tal findet man Obstplantagen soweit das Auge reicht, wohingegen sich im Nordosten die Ortlerguppe und im Westen der Alpenhauptkamm mit seinen hohen Bergen und ewigen Gletschern erstrecken. Durch seine inneralpine Lage zählt Latsch die meisten Sonnenstunde alpenweit. Egal ob Sommer oder Winter, hier findet jeder das was ihm am besten gefällt. Das Martelltal bietet eine Vielzahl an Attraktionen und Action, aber auch genügend Raum um sich zu Erholen. Neben einer unberührten Natur und tollen Wanderwegen im Nationalpark Stilfser Joch, ist es auch ein Paradies für alle Bikefans im Sommer. Im Winter zieht es nicht nur Skifahrer nach Latsch. Die Bewegungsmöglichkeiten im Winter kommen hier nicht zu kurz. Neben den Schneeschuhwanderern und Skitourengehern, ist es auch ein beliebter Hotspot für den Rodelsport auf Naturbahn.

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Latsch im Sommer

Rodeln in Latsch

Das Rodeln ist schon seit jeher ein traditioneller Volkssport in Südtirol in gilt als sehr familienfreundlich. In Latsch, genauer gesagt in Tarsch befindet sich die „Gumpfrei“ Rodelbahn. Diese Bahn bietet eine beleuchtete und gut abgesicherte Streckenlänge von einem Kilometer. Gestartet wird auf einer Höhe von 1.330 Hm. Auf einen kurzen, aber steilen Starthang, folgen vier enge Kurven, in denen es besonders wichtig ist genau die Linie zu halten, um möglichst viel Geschwindigkeit auf die anschließende Gerade mitzunehmen. Danach kommt eine flache langgezogene Rechtskurve mit einer Bremsstelle. Allgemein lässt sich sagen, das auf dieser Bahn vor allem die Kurvenausgänge sehr wichtig sind, da diese meist sehr flach sind. Nach drei weiteren Kurven ist man auch schon bei der Zielkurve, die bei der Talstation der Tarscher Alm endet. Auf dieser Bahn wurden in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Weltcuprennen, sowie Weltmeisterschaften ausgetragen. Unter anderem fanden in der vergangenen Saison das zweite Weltcuprennen und die 10. Junioren Weltmeisterschaften statt.

Junioren Weltmeisterschaft 2016

Mein persönliches Highlight der vergangen Saison war eindeutig die Junioren Weltmeisterschaft. Zum letzten Mal durfte ich als Junior an den Start gehen und hatte somit die letzte Chance auf einen Weltmeistertitel in dieser Klasse. Die Nerven vor dem Start waren angespannt und die Aufregung sehr groß. Nach den beiden Trainingsläufen hatte ich ein tolles Gefühl und freute mich auf den Renntag. Ich hatte ein tolles Material und die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft war perfekt. Mir ist es schon beim Weltcup hier im Jänner toll gegangen. Nach einem super ersten Lauf, wusste ich, dass ich mir den Titel holen könnte. Nach drei Wertungsläufen und zweimal Laufbestzeit durfte ich mich zur schnellsten Athletin dieser Meisterschaft sowie zur Junioren-Weltmeisterin krönen lassen.

Nach diesem erfolgreichen Rennen wurde diese Bahn zu einer meiner liebsten Strecken und ich freue mich schon auf die kommende Saison.

Der Weltcup im Rennrodeln auf Naturbahn in Latsch findet vom 6.-8.01.2017 statt.

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ASV Latsch

 

Showdown in den Karpaten

Das Höchste für die Naturbahnrodler ist die im zwei-Jahresrhythmus stattfindende Weltmeisterschaft. In der bevorstehenden Saison wird die WM im Land von Dracula, im rumänischen Vatra Dornei ausgetragen.

von Michael Scheikl (Rodel Austria – Athlet / Nationalkader)

Vatra Dornei, historisch interessante Kur- und Wintersportstadt in Rumänien.

Die Karpaten sind ein Hochgebirge, welches sich über Mittel-, Ost- und Südosteuropa erstreckt. Im nördlichen Teil der Ostkarpaten liegt die für Kur- und Wintersport bekannte Stadt Vatra Dornei. Die 15.000 Einwohner zählende Kleinstadt liegt in der historischen Region Bukowina (deutsch: Buchenland) und gehörte von 1775 bis 1918 zur Habsburgermonarchie. Heute kann der Kurort nicht mehr an den damaligen Glanz anknüpfen und so manch historisches Gebäude ist leider dem Verfall geweiht. So zum Beispiel das mittlerweile geschlossene und unter Denkmalschutz stehende Casino und Kurhaus.

Nicht zuletzt durch die Berge welche den Ort umgeben, kommen Skifahrer und Wanderer in dieser Tourismusstadt auf Ihre Kosten. An einem Ski-Hang in der Stadt wurde vor einigen Jahren vom Rumänischen Rodelverband eine Naturrodelbahn errichtet. Die Lage ist perfekt um den Sport zu präsentieren, da sich die Strecke nahe dem Stadtzentrum befindet.

Rodelbahn Vatra Dornei_Rumänien_Rodel Austria Naturbahn_Weltmeisterschaft 2017
Die WM-Strecke 2017 von oben

Die Anreise alles andere als eine Spritztour.

Ich kann mich noch gut an die erste Busfahrt nach Vatra Dornei erinnern. Damals sind wir direkt vom Europacup in St.Sebastian, der eine Woche vor dem ersten Weltcup in Rumänien stattfand, angereist. Bis zur ungarisch, rumänischen Grenze kein Problem, alles Autobahn. Doch dann nach der Grenze die Gradwanderung. Schlaglöcher, teils Schotter und wenig Beschilderung. Nach 13 Stunden Busfahrt, beinahe verloren geblaubtes Vertrauen in das Navi und völlig übermüdet, die Ankunft im Hotel.Michael Scheikl_Anreise zum Weltcup in Rumänien

Es gab nur wenige Stunden Schlaf, da wir die letzte Möglichkeit für ein Training auf der damals neu erbauten Strecke unbedingt nutzen wollten. Nach drei Stunden hieß es dann auch schon wieder aufstehen und ab zur Rodelbahn. Die Strecke liegt im örtlichen Skigebiet nahe des Stadtzentrum. Somit konnten wir bereits wenige Minuten nach Verlassen des Hotels zur ersten Streckenbesichtigung ausmarschieren.

Naturbahnrodel Weltcup in Rumänien.

Die meist überbreite Strecke in Rumänien ist nicht schwierig zu fahren. Gebremst wird schlimmstenfalls zweimal, wodurch es aber sehr kompliziert wird richtig schnell zu sein.Vor dem ersten Weltcuprennen in den Karpaten waren die Bedingungen sehr gut. Allerdings je näher der Wettkampftag rückte, desto wärmer wurde es. Das Rennen wurde dann bei frühlingshaften Bedingungen und aufgeweichter Piste ausgetragen.

Achtung Foto- Rechte
Michael Scheikl / PhotoCredit: Hermann Sobe

Ich kann mich an diesen Weltcup noch sehr genau erinnern, da ich bei den ersten Zeittrainings so überhaupt nicht ins Fahren gekommen bin. Ich hatte kein gutes Gefühl und kam immer wieder ins Rutschen, was auf dieser Strecke zu enormen Zeiteinbußen führt. Guten Gewissens kann ich sagen, dass die wärmer werdenden Bedingungen mir sehr entgegen kamen. Somit wurden die Karten neu gemischt und die Erfahrungen aus den Trainingsläufen waren hinfällig. Letztendlich konnte ich in einem matschigen Rennen mit Platz zwei auf das Podium fahren.

Die WM vor Augen.

Die bevorstehende Saison hat wieder eine WM als Highlight. Von 02.-05. Februar 2017 wird die Weltmeisterschaft der Naturbahnrodler im rumänischen Vatra Dornei ausgetragen. Nach meiner Verletzung im Jänner 2016 konnte ich in der vergangenen Saison nur einen Weltcup bestreiten. Deshalb arbeite ich seit April schon sehr hart an meinem Comeback bzw. an der Vorbereitung auf das Höchste im Naturbahnsport, die WELTMEISTERSCHAFT. Nach mehreren Podestplätzen in den rumänischen Karpaten sehe ich dieser Großveranstaltung sehr positiv entgegen.

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Michael Scheikl / Fotocredit: W+K Foto


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Moskau ist mit ca. 12 Millionen Einwohnern die größte Stadt in Russland. Eine Stadt der Superlativen wo sich Tradition mit Moderne treffen, wo die Hochhäuser immer höher in den Himmel zu wachsen scheinen. Und hier, im Zentrum der Stadt wird gerodelt? Ja, genauer gesagt findet in Moskau heuer bereits zum zweiten mal in Folge der Weltcup im Rennrodeln auf Naturbahn statt.

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In unserer neuen Rubrik „Wir stellen vor“ erzählen wir euch Geschichten rund um die Rennbahnen der kommenden Saison 2016/17. Dabei werden die 6 Weltcupstationen im Rennrodeln auf Naturbahn jeweils von einem anderen Top-Athleten/Trainer vorgestellt. Was sind die Tücken dieser Bahn?  Welche ganz persönlichen Geschichten und Tragödien können dazu erzählt werden. Den Anfang machen wir mit Zelezniki in Slowenien.

Zelezniki in Slowenien

von Gerald Kammerlander (Sportdirektor Naturbahn / Österreichischer Rodelverband)

Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit der Rennstrecke in Zelezniki erinnern. Genauer gesagt liegt die Rodelbahn ja deutlich außerhalb der Ortschaft Zelezniki in einem Skiresort mit dem Namen Soriska Planina auf gut 1.300 Meter Seehöhe. In der Saison 2002/2003 kam ich das erste mal in diese Gegend. Die Weltmeisterschaft 2003 im Naturbahnrodeln fand eben genau auf dieser Rennstrecke statt. Damals war ich 21 Jahre und bin gerade erst von den Junioren in die Allgemeine Klasse aufgestiegen. Ich hatte mich mittlerweile zwar schon in der Nationalmannschaft etabliert aber für den WM-Kader sollte eine eigene Qualifikation auf der WM-Bahn in Zelezniki stattfinden.

Vorbei am Bleder See

Da der Besitz von einem Navi vor 13 Jahren noch eher eine Seltenheit war fragte ich meinen damaligen Cheftrainer wo denn genau dieses Zelezniki liegt. Seine lapidare Antwort: „Jetzt fahrst du mal nach Villach, durch den Karawankentunnel durch, bei Jesenice vorbei und bei Lesce von der Autobahn ab. Dann kommst du nach Bled und fahrst dann mehr oder weniger immer gerade aus.“ Gesagt getan. Ich fuhr in aller Herrgottsfrühe los, bei Villach vorbei, über die Slowenische Grenze drüber und nach weniger als 20 Kilometern war ich schon in Lesce. Es war mittlerweile früh morgens und ich kam nach Bled. Obwohl ich bereits etwas spät dran war musste ich hier kurz das Auto parken und die Aussicht genießen. Der Bleder See ist einfach nur wunderschön. Mitten im See ist eine kleine Insel mit einer bekannten Marienkirche und oberhalb des Sees thront die Bleder Burg.

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Panorama vom Bleder See
bleder see im winter
Insel mit Marienkirche und der Bleder Burg im Hintergrund
Bleder Burg
Bleder Burg

 In den Julischen Alpen

Weiter ging es durch das Bohinj – Tal (deutsch: Wochein) an dessen Ende ein weiterer schöner Natursee, der Wocheinersee, liegt. Dieses Gebiet in den Julischen Alpen bietet wirklich einige Naturschauspiele.

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Wocheiner See

Aber schlussendlich war ich ja zum Rodeln da und eine Weltmeisterschaft stand vor der Tür. Also gings noch die  letzten Kilometer hoch ins Gebirge in ein Ski-Resort mit dem Namen Soriska Planina. Auf gut 1.300 Meter Seehöhe fand ich dann auch die WM-Strecke des Jahres 2003. Im Januar 2003 lagen hier Unmengen an Schnee. Soweit ich mich noch erinnern kann fanden am Samstag 3 Trainingsläufe statt und am Sonntag sollte dann die Qualifikation für die WM stattfinden. Die technische Schwierigkeit der Rodelbahn hat mich echt überrascht. Dem etwas zu flach geratenen Start folgen 2 enge Kehren.

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meine damalige Teamkollegin Melanie Batkowski in der Startkurve beim Weltcup 2008

Nach der flachen Ausfahrt aus Kehre 2 kommt ein langes und äußerst schnelles gerades Teilstück mit kaum erwähnenswerten Richtungsänderungen. An dessen Ende folgt eine enge Schikane, gefolgt von einer leichten Rechtskurve und wiederum einer linken Haarnadelkurve. Das Problem an dieser ganzen Kombination von Kurven, Kehren und Schikanen ist, dass man nirgendwo genügend Zeit zum Bremsen hat. Hat man diese Schlüsselstelle dann gemeistert kommt im Mittelteil noch eine technisch schwierige S-Kurvenkombination wo es extrem wichtig ist für den unteren, flachen Teil der Rennstrecke genügend Schwung mitzunehmen. Alles in allem also eine rasante und interessante Bahn. Genau so wie ich es mag. Die Qualifikation zur WM 2013 habe ich damals übrigens geschafft. Doch leider verletzte sich mein damaliger Zimmerkollege und Freund Gernot Schwab schwer. Er stürzte in der Schikane oberhalb der Haarnadelkurve so schwer, dass er mit dem Hubschrauber abtransportiert und nach Villach überstellt werden musste.

Tolle Erfolge und schöne Erinnerungen

Im Februar 2003 fand dann die Weltmeisterschaft in Zelezniki statt. Es war meine erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Für mich war es eine tolle Erfahrung und ein spannendes Rennen.  Obwohl ich zur Spannung wohl wenig beigetragen habe ;-). Meine genaue Platzierung weiss ich gar nicht mehr. Ich denke ich war so irgendwo im Bereich von Platz 15. Für Österreich und meine Teamkollegen waren es auf jeden Fall außergewöhnlich gute Weltmeisterschaft. Der Titel bei den Herren ging an Robert Batkowski, Silber an Gerhard Pilz und Bronze an Gerald Kallan. Auch im Doppelsitzer ging Gold (Schopf Wolfgang / Schopf Andreas) und Bronze (Kleinhofer Harald, Mühlbacher Gerhard) an Österreich.

Fünf Jahre später, in der Saison 2007/2008 fanden dann ein Doppelweltcup als Weltcup-Finale in Zelezniki statt. An diese Rennen denke ich besonders gerne zurück. Die Saison 2007/2008 verlief für mich bis zu diesen beiden Rennen eher durchwachsen. Doch beim Weltcupfinale war es sehr warm und das Eis auf der Strecke eher weich. Ich kam vom ersten Trainingslauf an, bereits sehr gut mit den Bedingungen zurecht. Durch zwei zweite Plätze konnte ich mir in letzter Sekunde noch die Silbermedaille im Gesamtweltcup sichern. Das bis dato letzte Weltcuprennen wurde dann im Januar 2012 ausgetragen. Auch hier konnte ich mit dem fünften Platz durchaus zufrieden sein. Ich verbinde also viele schöne Erinnerungen mit dieser Bahn. Die Strecke bietet alles was das Naturbahnrodel-Herz begehrt und ich freue mich dass ich heuer das erste mal als Cheftrainer zu einer meiner Lieblingsbahnen zurückkehren darf.

Der Weltcup in Zelezniki findet als vierte Weltcupstation vom 20.-22.01.2017 statt.


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